Beobachter: Sie setzt sich unermüdlich für Menschen mit Long Covid ein
Kandidatin für den Prix Courage des Beobachters 2024
Chantal Britt wurde selber krank – und gründete die Patientenorganisation Long Covid Schweiz. Damit kämpft sie für Betroffene im ganzen Land.
von Jasmine Helbling, Beobachter.ch
«Ich will an die Aare», verkündet Chantal Britt am Berner Bahnhof. Dorthin, wo sie früher kilometerweit gerannt ist. Wo sie heute noch ab und zu schwimmt. Also gut! Ab durch die Berner Altstadt, vorbei am Bundeshaus, runter zum Fluss.
Das Freibad Marzili wirkt an diesem Montag verlassen, der Weg am Waldrand wie ausgestorben. Es tropft aus den Bäumen, die Nacktschnecken schleimen über den Kies. In der Nacht hat es geregnet, die Sonne scheint erst zaghaft.
Vier Jahre Long Covid – und nichts ist wie zuvor
«Es gibt kein schlechtes Wetter, nur unpassende Kleidung», sagt Chantal Britt – in knielanger Hose, Pulli mit Reissverschluss, Turnschuhen. Ihre Uniform für den Alltag, bequem und praktisch.
In den letzten Jahren habe sie Bern zu Fuss erkundet. «Solange es flach ist, kann ich fast ewig laufen», sagt sie. Sobald es aufwärtsgeht, sieht es anders aus. Dann ringt sie nach Luft.
Chantal Britt leidet seit über vier Jahren an Long Covid. Wenn sie ihren Körper falsch oder zu stark belastet, folgen später Muskelschwäche und Schmerzen (Belastungsintoleranz). «Wie der ultimative Muskelkater nach einem Langstreckenlauf.» Nur ohne das Adrenalin und das Glücksempfinden.
All das, was ihr früher so Spass bereitet hat. Die 55-Jährige ist vor ihrer Erkrankung unzählige Marathons gerannt. In Berlin, Luzern, Barcelona, Montpellier – alles Städte, in denen ihre Familie verwurzelt ist.